Sorge vor dem ESG-Regularien-Berg

Tipps zur leichteren Bewältigung

In den vielen Gesprächen mit Unternehmer:innen und Führungskräften bekam ich immer wieder zu hören, welchen „Wahnsinn“ Politik und Gesellschaft der Wirtschaft bezüglich der ESG-Verpflichtungen (Environmental, Social, Governance) abverlangen. Vereinzelt hörte ich sogar Stimmen, die aufgrund der Offenlegungs-, Berichts- und Umsetzungspflichten zum nachhaltigen Wirtschaften von Aufhören, Aufgeben oder Verlagerung ins Ausland sprachen. Da ich mich mit sämtlichen Inhalten systematisch beschäftigt habe, kann ich diese Sorgen, gerade von den kleinen und mittleren Unternehmen, sehr gut nachvollziehen. Aber als Mathematiker motivieren mich solche Komplexitäten eher und ich suche nach Lösungen durch Systematisierung und Ordnung. Ein paar Tipps, wie Sie den „ESG-Regularien-Berg“ aus meiner Sicht betrachten sollten finden Sie hier:

 

  • Machen Sie sich klar, dass Sie diese gesellschaftlichen Umbrüche nicht mehr zurückdrehen können. Die wesentlichen Transformationen sind im Grundsatz von den Parlamenten in Europa beschlossen und werden von einer breiten Mehrheit, meist getrieben von dem spürbaren Klimawandel, mitgetragen.
  • Machen Sie sich klar, dass Sie nicht alle Themen auf einmal angehen müssen. Eine schrittweise Umsetzung von nachhaltigerem Wirtschaften jetzt zu beginnen ist sinnvoller, als abzuwarten. Wenn dann in den nächsten Jahren die Pflichten von Unternehmen gültig werden, wird der ESG-Regularien-Berg zu eine Betonmauer!
  • Machen Sie sich klar, dass Sie nicht „nachhaltig“ werden können. Sie können nur Ihr Unternehmen so aufstellen, dass Sie kontinuierlich daran arbeiten nachhaltiger zu werden. Die gesetzlichen Regelungen (EU-Taxonomie oder CSRD) fordern im Prinzip nur das.
  • Prüfen Sie mit ein paar Mitstreitenden aus den Bereichen Produktion, Logistik, Qualitätsmanagement und Personal mit wenigen Workshop-Stunden einmal durch welche Nachhaltigkeits(NH)-Aspekte in Ihrem Unternehmen wie wirken mit der Verwendung von Checklisten. Sie werden sehen, dass Sie sich danach durch den Überblick, den Sie zu dem Thema gewinnen, Ihre wichtigen Handlungsoptionen vor Augen führen können.
  • Engagieren Sie sich in Verbänden und Wirtschaftsinitiativen zum Thema „Grüne Transformation„. Die Handelskammern bieten Informationsveranstaltungen an. Tauschen Sie sich mit anderen Unternehmer:innen aus. Stellen Sie dabei fest, dass andere gute Erfahrungen machen mit ihren Transformationsinitiativen oder auch, dass Sie vielleicht in einigen Aspekten schon weiter sind als andere.
  • Beschäftigen Sie sich mit der Einführung eines systematischen NH-Managements in Ihrem Unternehmen. Kernpunkt dabei ist die Ermittlung der für Ihr Unternehmen wesentlichen NH-Themen. Führen Sie Strategien der Umsetzung, Messung Steuerung ein. Wenn Ihnen das gelingt, sind zukünftige Berichts- und Offenlegungsverpflichtungen ein „Abfall-Produkte“ des Systems.
  • Allerdings kommen Sie nicht daran vorbei hierfür Kapazitäten zu schaffen. In kleineren und mittleren Unternehmen ab 50 Mitarbeitende ist meine Erfahrung, dass Sie ca. eine halbe Stelle für das NH-Management brauchen, ab 200 wohl eine Vollzeitkraft. Ein hoher Grad der Mitwirkung aller Beschäftigten kann den Aufwand reduzieren. Ein:e NH-Beauftragte:r muss eng an die Geschäftsleitung angebunden sein und abteilungsübergreifende Kompetenzen erhalten.

 

Lassen Sie sich nicht verrückt machen. Mehr oder weniger alle Unternehmen in Europa (aber auch in USA und U.K.) stehen unter diesem politischen und gesellschaftlichen Druck. Sehen Sie das nachhaltigere Wirtschaften als Chance Ihr Unternehmen wettbewerbsfähiger und resilienter zu machen. Was meinen Sie dazu?