In den letzten Monaten habe ich viele Unternehmen auf ihrem Weg zu einem systematischen Nachhaltigkeitsmanagement begleitet. Ob nach ISO 14001, ISO 50001 oder ZNU-Standard – der Unterschied zwischen Erfolg und Stillstand ist fast immer derselbe: die Haltung der Führung.
In Projekten, in denen die Geschäftsführung aktiv mitarbeitet, erlebe ich regelmäßig eine ganz andere Energie. Da sitzt die Inhaberin mit im Workshop, diskutiert mit den Mitarbeitenden über Schwerpunkte und fragt nach:
„Was brauchen wir, um das wirklich umzusetzen?“
Solche Sätze verändern die Dynamik. Sie zeigen: Hier geht es nicht nur um einen Bericht, sondern um Verantwortung – und um ein Unternehmen, das sich weiterentwickeln will. Die Mitarbeitenden spüren das sofort. Entscheidungen werden getroffen, Budgets bereitgestellt, Maßnahmen terminiert. Nachhaltigkeit wird Teil der täglichen Arbeit.
Ganz anders die Situationen, in denen die Leitung kaum Zeit findet. Dann höre ich häufig:
„Das klingt alles gut – aber dafür haben wir im Moment keine Kapazitäten.“
Was passiert? Maßnahmen verschieben sich, To-dos bleiben in der Warteschleife, und die Begeisterung im Team sinkt. Mitarbeitende, die eigentlich mitgestalten wollen, verlieren das Verständnis für Sinn und Nutzen. In solchen Projekten bleibt Nachhaltigkeit oft ein „Projekt“ – statt Teil der Führungskultur zu werden.
Auch in Audits zeigt sich das immer wieder deutlich. Wenn ich als Auditor durch die Prozesse gehe und die Geschäftsführung mit Überzeugung hinter dem System steht, ist das spürbar. Dann sagen Mitarbeitende mit Stolz:
„Das ist bei uns Chefsache – da wird regelmäßig nachgefragt.“
Die Ergebnisse sind entsprechend: klare Ziele, nachvollziehbare Daten, ein lebendiges System. Dort, wo die Leitung das Thema nur „abnickt“, finde ich häufig das Gegenteil: wohlmeinende Formulare, aber wenig Umsetzung.
Und in meinen Seminaren? Da höre ich beides:
„Wir haben erste Erfolge – die Geschäftsführung steht voll dahinter!“
und eben auch
„Das ist alles schön gedacht, aber in der Realität nicht machbar.“
Letzteres zeigt, wie sehr Haltung den Unterschied macht. Führung heißt nicht nur Zustimmung, sondern auch Freiraum schaffen, Entscheidungen treffen, Investitionen ermöglichen – und als Vorbild vorangehen. Denn Nachhaltigkeit ist keine moralische Geste. Sie ist eine unternehmerische Entscheidung, Zeit und Ressourcen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu investieren.
Mein Fazit nach vielen Gesprächen, Audits und Trainings:
Nachhaltigkeit ist kein Projekt – sie ist Führungsaufgabe.
Sie gelingt dort, wo Führung sichtbar wird – durch Beteiligung, Priorität und Haltung. Und genau das macht sie zur stärksten Form gelebter Verantwortung. Nachhaltigkeit ist also nicht nur eine Frage von Strukturen, Normen oder Audits – sie ist ein Spiegel der Führungsqualität.
Mich interessiert: Wie erleben Sie das in Ihrem Unternehmen oder in Ihrer Beratungspraxis?
Wo gelingt die Verankerung von Nachhaltigkeit durch echte Führung – und wo bleibt sie noch Theorie?
Ich freue mich über Ihre Erfahrungen, Meinungen und Beispiele.