Webaufnahme_10-5-2022_113629_www.residenzverlag.com

„Öko-Papst“ Prof. Urs Niggli:  Ernährungssicherung mit Biolandbau?

Schon in 2020 erschienen und im letzten Jahr zum zweiten Mal aufgelegt, ist das populärwissenschaftliche Werk „Alle satt?“ des früheren Leiters des FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick, Schweiz), Urs Niggli eine konzentrierte Zusammenfassung des Blickes auf unser Ernährungssystem aus der Perspektive des ökologischen Landbaus. Niggli, einer der weltweit führenden Experten für Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft betrachtet unsere heutige Agrarwirtschaft mit kritischen, aber sehr konstruktivem Blick.

 

Mit diesem Buch, welches durchaus fachlich tief in die Materie einsteigt, bietet Niggli auch dem Laien Sichtweisen und Argumente, die für die Umstellung der konventionellen Landwirtschaft auf den Biolandbau sprechen. Dabei erfüllt er nicht die Erwartungen seiner eigenen „Öko-Klientel“, nein, er legt sich in einigen Punkten sogar mit dieser an. Um die Produktivität des ökologischen Landbaus zu erhöhen, spricht er sich z.B. dafür aus, dass neue Züchtungsmethoden den Pflanzenbau verbessern könnten. Er erklärt „Warum die Gegenüberstellung von ’natürlich‘ und ‚künstlich‘ in der Landwirtschaft vermutlich falsch ist“. Er meint, dass „der Biolandbau sich selbst ein enges Korsett verpasst hat, um die Ausrichtung der zukünftigen Innovation zu beeinflussen“. Der Spielraum für technische Innovationen im Ökolandbau ist durch neue Bioverordnungen noch kleiner geworden. Er kritisiert, dass ein Innovationsstau entsteht und richtet somit seinen Fokus mehr auf den konventionellen Landbau. Mit diesen und noch viel mehr Themenfeldern argumentiert Niggli dafür, dass die konventionelle Landwirtschaft ökologischer gemacht werden muss.

 

Ein sehr lesbares Buch für Menschen, die sich für Ernährung und Landwirtschaft interessieren. Die Themen und Antworten scheinen aus Niggli nur so herauszusprudeln. Der Leser kann sein Wissenshorizont erweitern, da die wissenschaftliche Basis der Aussagen Nigglis sichergestellt zu sein scheint. Nachteil des „Sprudelns“ ist, dass ich den Faden des Buches nicht immer finden konnte. Niggli „surft“ geradezu durch alle Themen und man kommt öfters auf ein bereits behandeltes Thema zurück. Die große Frage „Alle satt?“ beantwortet er nicht. Aber: Für mich ist dieses Buch von Prof. Niggli ein Muss für diejenigen, die sich strategisch mit der Entwicklung der Land- und Ernährungswirtschaft beschäftigen.

 

Das Buch können Sie u.a. hier bestellen: https://www.residenzverlag.com/buch/alle-satt